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Drei Wünsche | von Laura Karasek


Man will etwas oder jemanden nicht, weil es gut für einen ist,
sondern einfach nur, weil man es will.”
Leïla Slimani, S.110

 

Rezensionsexemplar | Drei Wünsche
Autorin: Laura Karasek
Eichborn Verlag in der Bastei Lübbe AG | 368 Seiten
Erschienen als Hardcover am 30. September 2019

| Gegenwartsliteratur | Frauenliteratur | gesellschaftliches Frauenbild |
| Altersempfehlung vom Verlag: Geeignet für Leser ab 16 Jahre |

Leseprobe: »Bei Lübbe/Eichborn« || Ansehen & Kaufoption: »Bei Lübbe/Eichborn«


Inhalt
Rebecca schwankt zwischen Karriere und Kinderwunsch, Maxie setzt für eine leidenschaftliche Affäre alles aufs Spiel, und Helena erhält zwei Nachrichten, die ihr schmerzhaft bewusst machen, dass es Dinge gibt, auf die wir keinen Einfluss haben. Selbsterfüllung und Familie, Lust und Liebe, Abschied und Neubeginn – all das liegt so nahe beieinander und doch so weit voneinander entfernt. Wofür soll man kämpfen in einer Welt, in der vermeintlich alles möglich ist?

Mitreißend und schonungslos schreibt Laura Karasek über die Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen, über Töchter und Väter, über Macht, Sex, Trauer und Glück. In ihrer unnachahmlich klaren Sprache verdichtet sie dabei ganze Leben zu einem Kaleidoskop all der widerstreitenden Gefühle, die jeder von uns in sich trägt.

Ein Roman über die Gefühlswelten moderner junger Frauen, über große Entscheidungen, über Hoffnung und Ängste und die Suche nach dem, was wirklich zählt im Leben. Vor allem aber: Ein Roman über die Liebe – in all ihren schönen, traurigen, seltsamen Facetten.

Quelle: Bloggerjury (www.bloggerjury.de)

 

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Meinung 

Drei Frauen um die Dreißig. Drei unterschiedliche Lebensgewohnheiten.
Und genau diese drei Frauen verbindet dasselbe Gefühl: JETZT entscheiden zu müssen, was sie einmal glücklich machen wird.
Laura Karasek hat mich mit ihrem Roman „Drei Wünsche“ direkt von Anfang an unglaublich neugierig gemacht, weil ich wissen wollte, ob mir mit diesem Buch Parallelen zu meinem eigenen Lebensstil aufgezeigt werden. Beim Lesen des Klappentextes hatte ich direkt das Gefühl, mich mit den Charakteren identifizieren zu können und freute mich umso mehr, als ich vom Eichborn Verlag die Zusage dieses Rezensionsexemplars erhalten habe.
Ich selbst gehöre seit letztem Jahr auch in den Club der dreißigjährigen Frauen, auch wenn ich mich bei Weitem noch nicht so fühle xD. Aber ab und an komme ich in die Situation, wo ich anfange meine eigenen bisherigen Entscheidungen in Frage zu stellen und überlege, was ich mir für die Zukunft wünsche bzw. wie ich sie mir vorstelle.
Und genau davon handelt auch dieser Roman.

“Aber die Liebe, denkt Maxie, die Liebe ist ja schuldlos.
Sie kommt ohne Vorsatz und ohne böse Absichten.
Und oft sogar ohne Grund. Genau wie sie ohne Grund wieder geht.”
Maxie, S. 48


M
it Helena, Maxi und Rebecca hat die Autorin drei Individuen geschaffen, die auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten:
Helenas Geschichte ist die des Abschieds nehmen und die eines Neuanfangs.
Maxi ist glücklich verheiratet. Doch der Schein trügt. Denn durch ihre ständig zwanghafte Suche nach Selbstbestätigung lässt sie sich auf eine Affäre mit einem älteren Mann ein.
Rebecca ist zwischen ihrer Selbstverwirklichung und dem Gründen einer eigenen Familie hin und her gerissen.

Ich möchte hier auch gar nicht zu sehr auf jede einzelne der drei Frauen eingehen, denn das würde einfach diese Rezension sprengen und wir würden hier zu gar keinem Ende mehr kommen xD.
Ich gehe aber soweit zu  behaupten, dass jede junge Frau sich in der ein oder anderen Situationen, in denen sich Helena, Maxi und Rebecca befinden, mehr oder weniger freiwillig wiederfinden wird bzw. sich schon einmal damit auseinander musste.
Die Protagonistinnen sind wunderbar ausgearbeitet und werden zu Beginn jeweils in einem eigenen Handlungsstrang erzählt, welche sich von Mal zu Mal immer mehr zu einer Geschichte zusammenfügen. Trotzdessen waren sie für mich nicht so recht greifbar und ich habe sie eher aus einer gewissen Distanz betrachtet, wie mich als einen Teil der Gruppe zu sehen. Das lag sicherlich daran, dass ich einige Entscheidungen nicht so recht nachvollziehen konnte.
Als stiller Beobachter begleiten wir die drei Frauen auf Ihren Lebenswegen, in denen jede ihr eigenes Päckchen zu tragen hat. Thematiken wie Alltagssexismus und klischeehaftes Denken treffen den heutigen Zeitgeist genau und die Autorin deckt dabei die damit einhergehende Konfrontation zwischen Eigen- und Außenwahrnehmung auf.
Der folgende Abschnitt könnte die gesellschaftliche Erwartungshaltung, die der Rolle der Frau heutzutage leider immer noch zugesprochen wird, meiner Meinung nach nicht besser beschreiben:

Wenn du Anfang dreißig bist und keine Kinder willst und lieber arbeiten, bist du sonderbar, abartig. Wenn du Kinder hast und trotzdem arbeitest, vernachlässigst du deine Kinder und bist karrieregeil. Eine in Vollzeit arbeitende Frau ist kaltherzig, ein in Vollzeit arbeitender Mann ist ein Held, der die Familie ernährt und für sie sorgt.
……….
Und Frauen, die keinen Sex wollen, sind verbittert. Frauen, die welchen wollen, sind Schlampen. Wir sollen lieblich sein. Nicht laut oder forsch, nicht abweisend oder zu ehrgeizig.
Maxie, S. 140

Ich selbst werde z.B. oft etwas missbilligend betrachtet, wenn ich sage, dass ich lieber arbeite statt mich jetzt um ein Kind kümmern zu müssen. Meine Familie und engeres Umfeld haben dies akzeptiert, auf die Gesellschaft wirkt man damit allerdings als „unvollständige“ Frau.
Aber durch was und warum wird man als junge Frau direkt so definiert?
Auch dem will die Autorin mit Helena, Maxie und Rebecca, die stellvertretend für die Frauenrolle im Allgemeinen stehen, auf den Grund gehen.

Ehrlich, direkt, und ungeschönt beschreibt Laura Karasek die Gefühle und Ängste der drei Protagonistinnen.
„Drei Wünsche“ ist ein Buch, dass trotz seiner Leichtigkeit für den essenziellen Tiefgang sorgt und einen als Leser nur so durch die Seiten fliegen lässt.

 

Fazit

Obwohl ich unter den drei beschriebenen Frauen keinen richtigen Sympathieträger für mich selbst finden konnte bzw. mich in keine dieser zu 100% hineinversetzen und manche Entscheidung derer nicht nachvollziehen konnte, hat diese kompromiss- und schonungslose Geschichte bei mir mitten ins Schwarze getroffen.
Laura zeigt mit diesem Buch, mit welchen Klischees und Vorurteilen sich junge Frauen heutzutage immer noch auseinandersetzen müssen, ob sie wollen oder nicht. Was es bedeutet, Frau, Lebensgefährtin, Tochter oder Mutter zu sein. Oder eben auch nicht zu sein.
Klare Empfehlung von mir an dieser Stelle!

 

 

©
Foto: Stella Reads
Cover: Eichborn Verlag

Dieses Rezensionsexemplar wurde mir vom Eichborn Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt.
Vielen Dank an dieser Stelle an das Team der Bloggerjury!
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